Friday, January 8, 2010

Nguyen Chi Thien ,neben Poesie (Teil 1)



Diese Geschichte erzählt vom Mut eines erstaunlichen Dichters, der es nicht nur schaffte, 27 Jahre unvorstellbaren Leids in einem kommunistischen Gefängnis zu überleben, sondern der in diesem ganzen Elend auch noch zwei bewundernswerte Gedichtbände schrieb.

Während der 27 Jahre, der Nguyen Chi Thien in vietnamesischer Haft verbrachte, trainierte er ständig sein Gedächtnis, um die vielen Hundert machtvollen Gedichte, die er in seinem Kopf geschaffen hatte, nicht zu vergessen, denn er hatte weder Stift noch Papier um sie niederzuschreiben.

Nguyen Chi Thien wurde 1939 als Sohn einer Familie der Mittelschicht geboren und erhielt eine gute Ausbildung gemäß französischer und vietnamesischer Kultur. Er erinnert sich an die "unendliche, grenzenlose Liebe und Sorge" seiner Eltern, die, nachdem bei ihm im Alter von 15 Jahren Tuberkulose festgestellt wurde, ihr Haus in Hanoi verkauften und nach Haiphong ans Meer zogen, um seine Gesundheit zu fördern.

1954, im Alter von 15 Jahren, begrüßte er die Gründung des kommunistischen Nordvietnam, aber wie viele andere Nordvietnamesen wandte er sich während der darauffolgenden Terrorherrschaft vom Regime ab. Während der "Kollektivierung" im sowjetischen und chinesischen Stil wurden in den Jahren 1953 bis 1956 Zehntausende hingerichtet und noch mehr wurden in unerträgliche Gefängnisse geworfen und starben dort schließlich.

Während dieser Zeit fing Nguyen Chi Thien an, regimekritische Gedichte zu verfassen, die umgehend im ganzen Land mündlich weitergegeben wurden.

1961, im Alter von 22 Jahren, wurde er für 3 1/2 Jahre ins Gefängnis geworfen, wo er für seine Eltern schrieb:

Ich bin mir meines zerbrochenen Lebens bewusst,
ich kann nicht viel tun, um euch eure Liebe zu vergelten...

Tatsächlich schrieb er das nicht, denn er konnte im Gefängnis nie schreiben. Selbst wenn er das Material hätte bekommen können, wäre es zu gefährlich gewesen. Stattdessen konnte er die Verse nur im Kopf behalten.

Während seiner ersten Haft schuf Thien etwa 100 Gedichte.

"Wer in einer freien Welt lebt", sagt er, "kann sich kaum die Lebensbedingungen der Gefangenen vorstellen. Immer hungrig, aßen sie alles was sie fangen konnten: Mäuse, Ratten, Spinnen, Schlangen, Echsen, etc. Nach kurzer Zeit waren alle Insekten in der Umgebung des Lagers ausgerottet. Die Gefangenen mussten das heimlich tun, wenn die Wärter sie beim Schlucken erwischten, wurden die Gefangenen sofort gefesselt. Die Leute starben einer nach dem anderen. So weit das Auge reichte, waren überall Gräber um das Arbeitslager."
Es scheint unmöglich, unter solchen Bedingungen zu überleben, aber Thien hatte immer seine Poesie wie eine überirdische Ehefrau an seiner Seite, die ihn tröstete und ihm Mut machte.

Ich heiratete die Poesie

Ich heiratete die Poesie seit meiner Studententage,
Bei unserer ersten Begegnung wusste sie, dass ich verliebt war.
Ich war so verliebt, dass ich alle irdischen Geliebten vergaß.

Und sie willigte ein, mich zu heiraten, einfach weil
ich nicht ohne sie und ihren Trost an meiner Seite leben konnte.
Unsere Hochzeit fand wirklich im Himmel statt,
Denn der Brautvater war der Traum, und die Vision die Brautjungfer.

Mit unseren Nachkommen hat die Poesie nun alle Hände voll zu tun,
sie wurde blass in all den Jahren der Gefangenschaft,
und nachdem sie aus ihrem Palast in den Wolken fortgezogen war,
versank sie nach den Tagen von Traum und Vision in einen dumpfem Dämmerzustand...

So werfen sie ihr vor, sie sei zu traurig und wütend,
weil sie sich weigert, Rouge und Make-up aufzulegen,
damit sie ihren Körper verkaufen kann, um davon zu leben...

Weil sie bei mir bleibt, kennt sie nur Tragödien und Leid,
teilt oh so viele traurige Geschichten, die in uns hochkochen.
- Liebling, bis wann wirst du deine Treue still bewahren?
- Bis zu dem Tag, an dem du mir die erste Lüge erzählst!

Nachdem er 1964 entlassen wurde, fuhr er fort, Gedichte zu schreiben und sie seine engsten Freunden auswendig vorzutragen. Sehr bald wurden seine Verse in Hanoi und Haiphong wohlbekannt. 1966 argwöhnte der Geheimdienst, es seien seine Gedichte, die da in Vietnam kursierten, und obwohl er leugnete, "reaktionäre Poesie" zu schreiben, ohne jedweden Beweis oder ein Gerichtsverfahren, wurde er nun für 12 Jahre ins Gefängnis gesteckt.

Thien verfasste während dieser 12 Jahre etwa 300 weitere Gedichte.

Egal wie verzweifelt er war, er fand immer noch - Gott allein weiß wie - die Inspiration und Stärke um zu sagen:

Obwohl die Nacht undurchdringlich dunkel scheint
und grenzenlos über meinem Kopf,
bete ich immer noch,
lebe ich und vertraue,
dass die Morgendämmerung kommen wird, dass die Morgendämmerung kommen wird.

Im Juli 1977, zwei Jahre nach dem Fall Südvietnams, wurde Nguyen Chi Thien entlassen, um im Gefängnis Platz zu machen für die vielen Soldaten aus Südvietnam. Als politischer Gefangener fand er keinerlei Arbeit. "Ich kam kaum über die Runden und ging oft hungrig zu Bett", erinnert sich der Dichter.

"Ich beschloss, meine Gedichte ins Ausland zu schicken. Sie waren die Frucht von zwanzig Jahren Arbeit. Ich konnte nicht zulassen, dass sie mit mir begraben wurden."

Nguyen Chi Thien beschloss, zur französichen oder britischen Botschaft zu gehen. Er brauchte drei Tage und Nächte, um 400 Gedichte niederzuschreiben.

Er schaffte es nicht zur französischen Botschaft, da diese damals schwer bewacht war. Am 16. Juli 1979 schlich er sich an den Wachen vor der britischen Botschaft vorbei und überreichte drei Diplomaten ein Manuskript, das er unter seinem Hemd verborgen hatte.

Das Begleitschreiben zu seinen Gedichten, das er auf Französisch verfasst hatte, trug den Titel "Die Blumen der Hölle" und lautete: "Im Namen von Millionen unschuldiger Opfer der Diktatur... flehe ich Sie an, diese Gedichte in Ihrem freien Land zu veröffentlichen...Von meinem gebrochenen Leben bleibt nur ein Traum zurück:

Dass so viele Leute wie möglich erkennen, dass der Kommunismus ein großes Elend für die Menschheit ist."

Britische Diplomaten versprachen feierlich, die Gedichte zu veröffentlichen und gaben ihm die Hand darauf. Als er die Botschaft durch die Hintertür verließ, wurde Nguyen Chi Thien sofort verhaftet.

http://www.theepochtimes.com/news/6-5-3/41077.html

Das 2.Teil kommt noch.........

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